10 Jahre Fukushima
Genau 10 Jahre ist es nun her seit der Reaktorkern von Fukushima havarierte. Bis heute sind die katastrophalen Folgen für das Land und die Bevölkerung immens.
Vor drei Jahren besuchten wir die am stärksten betroffene Region Itate mit unserem Kunden METER Group, welcher dort gemeinsam mit einer ortsansässigen NGO, den zurückgekehrten Bauern und der Universität Tokio einen Weg in die Zukunft sucht.
Während der Katastrophe wurden über 25.000 Hektar Ackerland in der Präfektur Fukushima kontaminiert. Abgesehen von den akuten Auswirkungen welche die Freigabe der Radioaktiven Stoffe für die Bevölkerung, die Tierwelt und die Natur der Umgebung nachhaltig schädigten, wurde die Bewirtschaftung der Region unmöglich.
Nach einigen Jahren unternahm die Regierung erste Versuche um der Region wieder besiedeln zu können. Um auch die Felder wieder bestellen zu können, wurden die 30cm der Erdoberfläche abgetragen und gesammelt. Die große Problematik dieser Methode lag darin dass damit auch sämtliche Nährstoffe des Bodens entfernt wurden und somit ein nachhaltiges Wirtschaften erschwert wurde.
Die Umwelttechnik-Spezialisten der METER Group entwickelten mit Dr. Masaru Mizoguchi von der Universität Tokio und der Non-Profit-Organisation Fukushima Saisei eine nachhaltige Dekontaminationsmethode, welche es den Landwirten ermöglicht, wieder absolut sicheren Reis anzubauen.
Mit coonschem-Enthusiasmus traten wir im Mai 2018 die Reise nach Itate an um die Geschichte in Bilder zu bannen. Gleichwohl wir uns der Katastrophe bewusst waren, traf uns die Realität vor Ort emotionaler als erwartet. Auch wenn große Teile der Region dekontaminiert sind, finden sich immer noch stellen mit hoher Strahlung in Wäldern und abgelegeneren Orten. So lief uns beim betrachten der wunderschönen Umgebung immer wieder ein kalter Schauer über den Rücken. So viel grüne Wälder und unberührte Natur, für Mensch und Tier nicht mehr bewohnbar.
Auch die verlassenen Ortschaften und Ruinen mit bewachten Straßensperren hinterließen ein gewisses Unwohlsein und schafften Platz für Gedanken an Einzelschicksale der Bevölkerung. Auf diese Gefühle kann man sich schwer im Vorfeld einstellen doch nun trafen sie uns inmitten dieser unwirklichen Umgebung.
Mit diesem Gefühl im Nacken trafen wir die Einheimischen Landwirte und Dr. Mizoguchi, wir erfuhren von Ihrem Weg die Felder zu dekontaminieren und wieder fruchtbar zu machen. Trotz all ihrer Bemühungen und strengster Produkt-Tests, bleiben die “made in Fukushima” Produkte Ladenhüter. Die Angst vor dem verzehr verstrahlter Produkte aus der Katastrophenregion bleibt zu groß.
Mit diesem Wissen, vielen starker Eindrücken und viel Bildmaterial traten wir die Heimreise an. Gerade Nick ließ das Erlebte nicht los und so entstand bald die Idee eines Buches um den Bildern einen richtigen Rahmen zu geben. in den kommenden Wochen wurde mit der Idee gespielt um auch der Stigmatisierung der Produkte entgegen zu wirken.
In Zusammenarbeit mit Serviceplan und Moby Dick entstand schlussendlich “Made in Fukushima” ein ein Buch aus Reisstroh von den dekontaminierten Feldern in Fukushima. Der Reisstrohhalm wurde geerntet, getrocknet, gereinigt, geschnitten und zu Papier verarbeitet. Es erzählt die Geschichte der Region, der Katastrophe und der Dekontaminierung, der Farmer und ihrer Produkte. Um sich dem komplexen Thema objektiv anzunähern und den Lesern zu ermöglichen, sich selbst eine Meinung zu bilden, besteht das Buch aus einer Vielzahl verschiedener Quellen: Fotografie, Interviews, Reportagen, Hintergrundinformationen, Daten und Datenvisualisierung.
Als führendes wissenschaftliches Sensorikunternehmen, das seit 1996 in Fukushima präsent ist, hatte METER bereits Zugang zu vielen Umwelt- und Agrardaten, die in das Buch aufgenommen wurden. Im Laufe monatelanger Forschung wurden weitere Daten zu Wissenschaft, Demographie, Wirtschaft und Ökologie aus verschiedenen Quellen hinzugefügt. Bei Besuchen in Fukushima wurden Strahlungsdaten gemessen, die ebenfalls in das Buch aufgenommen wurden.
Im vergangenen Jahr wurde dieses Projekt mit vielen internationalen renommierten Preisen ausgezeichnet und erhielt internationale Aufmerksamkeit um das Image der Produkte aus der Region wieder etwas aufzubessern.
Auch 10 Jahre nach der Katastrophe scheint das Ende dieses Kampfes noch nicht in Sicht.
Auch wenn die erlebten Eindrücke unheimlich und beunruhigen waren, haben wir bis heute positive Erinnerungen an diese Reise. Leider beruhen diese vorwiegend auf den netten Begegnungen mit den Menschen und dem Team vor Ort.
Umso schwerer war es, diese Personen mit dem Unglück zurückzulassen.
Für die Videos in voller Länge schaut gerne bei der Projektbeschreibung vorbei: